Alles hat seine Zeit…

Analytische Psychologie in der astrologischen Praxis

„Niemand ist vollkommen […]. Niemand kann es sein. Es ist eine Illusion. Das einzige, was wir tun können, ist bescheiden danach zu streben, uns selbst zu erfüllen und möglichst vollständige menschliche Wesen zu werden, und das ist schon anstrengend genug.“ 2 – so C.G.Jung. Die Frage nach der Entwicklung des Individuums und dem Prozess der Individuation beschäftigt Jung in seinem gesamten Werk.3 Dabei erstrebt der Individuationsprozess, den Jung beschreibt, keinen Perfektionismus – er soll dem Menschen im Sinne eines tiefen ‚Im Reinen mit sich selbst Seins‘ dazu verhelfen, wesensgetreu der zu werden, der er in der Tat ist.

Doch wer bin ich tatsächlich? Oder wer könnte ich sein, wenn ich alle meine Anlagen und Potenziale verwirkliche? Bildlich gesprochen: wie viele Zimmer meines Hauses bewohne ich? Welche überwiegend? Welche meide ich oder kenne sie gar nicht?

Und was kann mich dabei unterstützen, mich selbst besser kennen zu lernen? Neben vielfältigen anderen Möglichkeiten und Ansätzen gibt es einen Weg, mit dem sich Jung ausführlich auseinandergesetzt hat und der heute noch immer wenig im öffentlichen Bewusstsein existiert: Die Arbeit mit dem Geburtshoroskop.

Ich bin Berufs-Astrologin.

Diplomierte Psychologische Astrologin, genauer gesagt, und arbeite seit über 10 Jahren in eigener Praxis mit Menschen, die in meist krisenhaften Lebenssituationen in großem inneren oder äußeren Druck Hilfe suchen. Nicht selten wird durch das wertfreie, differenzierte Beleuchten sowohl der psychischen Grundanlagen als auch der momentanen Situation nicht nur die Entlastung über das ‚So-Sein‘ spürbar, sondern es entsteht eine Offenheit dafür, sich mit den inneren Widersprüchen im therapeutischen Prozess auseinanderzusetzen. Hierfür verweise ich auf ausgebildete Analytiker.

JUNG heute – ASTROLOGIE heute – für mich und meine Arbeit beinhaltet diese Verbindung einen unschätzbaren Reichtum an Möglichkeiten. Jungs Impulse für den zeitgemäßen Umgang mit der uralten Symbolsprache der Astrologie ermöglichen einen sehr differenzierten Zugang zur Komplexität der menschlichen Psyche.

Tatsache ist jedoch, dass das Thema ‚Astrologie‘ aufgrund verschiedenster Ursachen, meist Vorurteile und Unkenntnis- auch Ängste spielen hier eine Rolle – entweder völlig abgelehnt oder zumindest einem undurchsichtigen ‚Grau-Bereich‘ zugeordnet wird. Das ist teilweise berechtigt, existieren doch keine geschützten Qualitätsstandards hinsichtlich Ausbildung und Berufsbezeichnung. Idealerweise hält man sich an persönliche Empfehlungen oder die Listen der Berufsverbände (DAV, SAB), auf denen geprüfte Astrologen zu finden sind. Immerhin wird dieses Fachgebiet inzwischen in England und den USA auch als Universitätsstudiengang angeboten.

1. Die zeitgemäße Astrologie

Als Symbolsprache erlaubt die Astrologie die Beschreibung der Zeitqualität, die jeden Augenblick einmalig macht. Für den Geburtsmoment eines Menschen, den Beginn seines irdischen Daseins, kann ein Bild der Gestirnskonstellationen erstellt werden – das Horoskop. Die einzelnen Planeten des Sonnensystems werden auf der Basis ihres Energieprinzips mit der menschlichen Psyche in Verbindung gebracht und zeigen aufgrund ihrer Position in präziser Weise – wenn sie übersetzt werden – die Charaktergrundstruktur eines Menschen, seine Anlagen, Bedürfnisse und Potenziale. Ebenso seine innerpsychischen Spannungsfelder und Widersprüchlichkeiten. Die Erkenntnisse der Psychologie erlauben es, im astrologischen Kontext die verschiedenen ablaufenden psychischen Mechanismen und deren Konsequenzen für die Entwicklung der Persönlichkeit zu beschreiben.

Darüber hinaus ist es möglich, über die Analogiesprache der Astrologie vor allem bei problematischen Prägungen Schritte und Ansätze für eine konstruktivere Ausdrucksweise der vorhandenen Energien aufzuzeigen.4 Dabei ist entscheidend zu sehen, dass es keine eindimensionale Deutungsebene gibt, sondern jede Konstellation sich sowohl auf der konkret materiellen, der psychischen als auch der spirituell/geistigen Ebene (er)leben lässt. So kann ein in der Persönlichkeitsstruktur ’stark gestellter Mars‘ (=Antrieb, Aggression, Mut, Durchsetzungskraft, Wettbewerb) ganz konkret u.a. über viel körperliche Bewegung, PS-starke Autos und risikoreiches Fahren seinen Ausdruck finden. Dieselbe Konstellation kann ebenso über Entschlusskraft und Zielstrebigkeit oder Konfrontations- und Provokationsverhalten gelebt werden. Bei Blockaden zeigen sich beispielsweise Schwäche, Ängste oder depressive Tendenzen.

Ganz klar möchte ich hier die Grenze der Horoskopinterpretation benennen: dem Geburtsbild kann der/die übersetzende Astrologe/in auch mit allergrößter Erfahrung nicht ansehen, auf welcher Entsprechungsebene eine Konstellation zur Entfaltung kommt. Das heißt, es bleibt ohne den Dialog und die Rückfragen an den Klienten weitgehend offen, was der Mensch mit seinen vorhandenen Anlagen im Leben wirklich macht und auch, welchen Entwicklungsweg er gehen wird. Keinesfalls darf es bei der astrologischen Beratung darum gehen, den Klienten in einer regressiven Haltung zu bestärken, die ihn die gesamte eigene Verantwortung abgeben lässt, oder ihm Rat-‚Schläge‘ zu erteilen. Die Begegnung mit dem persönlichen Geburtsbild sollte im progressiven Sinne gerade die Energie frei machen, die zur Übernahme von Verantwortung und dem Bewältigen wichtiger Aufgaben nötig ist.

2. Die spirituelle Dimension

„Bei Jung steht die konstruktive Auseinandersetzung mit der religiösen und spirituellen Dimension im Zentrum seines Lebenswerkes und auch seiner therapeutischen Vorstellungen.“ 5 Gerade dieser Aspekt ist mir in meiner astrologischen Arbeit sehr wichtig. Das Horoskop ist ein symbolisches Hologramm und die vorhandenen Energiemuster können aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gedeutet werden. Ein Teilbereich, die Mondknotenachse, erhält in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Diese Achse mit den darin symbolisierten Themen beschreibt den roten Faden des Wachstums- und Entwicklungsprozesses, der in gewissem Rahmen auch eine Aussage über die ‚Absicht der Seele‘ für dieses Leben erlaubt. Ebenso gibt es darin Hinweise auf ‚mitgebrachte‘ und damit in die Persönlichkeit ‚eingebaute‘ Bezüge zu archetypischen Themen und daraus resultierenden möglichen Verhaltensmustern.6

Ich meine hier nicht diffuse Vorstellungen von ‚Karma‘, sondern ich rede von einem tiefen Bezug zu dem Teil in uns, der über das Mensch-Sein hinausgeht, der Verbindung zum Göttlichen hat. Eine der Hauptsäulen in Jungs sehr positivem Denken und Weltbild ist die Annahme, dass es ein unbewusstes, absolutes Wissen im tiefsten Kern der Psyche gibt, sozusagen ein geheimes Wissen der Seele aus sich selbst und dass selbst in tiefen Krisen unbewusste schöpferische Kräfte am Werk sind.

Das ist eine Haltung, aus der viel Zuversicht erwachsen kann, wenn ich darauf vertrauen kann, dass sich mir dieses Wissen oder zumindest das, was für mein momentanes Leben wichtig wäre, mitteilt oder offenbart. Ein Weg dazu kann das Hinspüren zu den Botschaften der Träume sein, ein anderer das Sich-Einlassen auf die Energiemuster des eigenen Geburtsbildes. Eines ist mir dabei wesentlich: In diesen tiefsten Kern der Seele haben wir auch über das Geburtsbild keinen Einblick. Dieser Teil, der uns mit dem Göttlichen verbindet, ist mehr als das was unser Horoskop sichtbar macht.

„Für Jung war die Seele mehr als das Ich, mehr sogar als das Selbst des einzelnen Menschen, das – wie z.B. die Träume zeigen – eine ungleich größere Weite und Tiefe aufweist, als das bloß aufs Bewusstsein beschränkte Ich je enthalten kann. Die Seele war für Jung das lebendige Ganze, das Fluidum des Lebens selbst, an dem die überpersönliche Seele der Menschheit teil hatte.“ 7 Mit zunehmendem Alter wird bei Jung die ‚kosmische Verbundenheit‘ ein immer wesentlicherer Aspekt, er spricht auch von der Weltseele, der ‚anima mundi‘ – aus astrologischer Sicht gibt es hier zumindest Anklänge zu dem sich über Epochen wandelnden ‚Zeitgeist‘, der letztlich Menschheitsentwicklung beschreibt.

„Dass das Selbst des einzelnen Menschen, sein Innenbezug zu sich selbst, zugleich an das Selbst des Kosmos angeschlossen und einbeschlossen sein könnte, ist denen, die mit Jungs Denken vertraut sind, nicht fremd. Mit diesem gleichsam kosmischen Selbstkonzept ist eine Perspektive gewonnen, […] mit der bei Jung auch synchronistische Phänomene, bei denen seelisches Innenleben und materielle Vorgänge in der Außenwelt scheinbar ursachelos, akausal zusammenfallen, intuitiv begriffen werden können.“ 8

3. Jung’sche Psychologie und Astrologie

Die Jung’sche Psychologie zieht Menschen an, die intuitiv veranlagt sind. Jung ist als ‚Grenzgänger‘ immer an die Grenzen des Denkens gegangen – so auch in der Beschäftigung mit dem Instrument der kosmischen Gestirnskonstellationen, dem Horoskop. Bei differenzierter Betrachtung beider Gebiete können hier sowohl Verbindungen inhaltlicher Art als auch in der Terminologie sichtbar werden, wobei ich Wert darauf lege, dass es nicht darum gehen kann, diese Verbindungen als deckungsgleich darzustellen. Es ist die Ergänzung und dadurch entstehende gegenseitige Bereicherung, die für mich Sinn macht.

Im Folgenden möchte ich das an einigen Beispielen aufzeigen:

  • Archetypen: Jung selbst sagt: „die Astrologie besteht aus symbolischen Konfigurationen, ebenso wie das kollektive Unbewusste […]: die Planeten sind die ‚Götter‘, Symbole der Mächte des Unbewussten.“ 9 – Die Energieprinzipien der Planeten stehen in Bezug zu bestimmten Inhalten des kollektiven Unbewussten – den Archetypen (z.B. Mars als Archetyp des Kriegers / Chiron als Archetyp des verwundeten Heilers). Ebenso wie ein Archetypus lässt sich das Bedeutungsspektrum eines Planetenprinzips nicht umfassend mit einem einzigen Wort beschreiben. Verschiedenste Urbilder zusammen tragen zum Verständnis des Grundmotivs bei.
  • Synchronizität: die moderne Astrologie untersucht die Zusammenhänge zwischen den energetischen Symbolen der Konstellationen am Himmel und dem Geschehen auf der Erde nach den Prinzipien der Synchronizität. „Auch in Synchronizitätsereignissen spielen Innen- und Außenwelt auf eine Weise zusammen, die ein Raum-Zeit-Kontinuum jenseits des Kausalitätsdenkens annehmen lässt, in dem die Außenwelt und Innenwelt, die möglicherweise nur Kategorien des psychischen Erlebens darstellen, auf einer höheren Ebene zusammenfallen.“ 10
  • Typologie: die ‚Ich-Funktionen‘ stehen in engem Zusammenhang mit den astrologischen Elementen, aus deren Verteilung und Gewichtung im Geburtsbild eine erste Aussage über die Charakter- grundstruktur gemacht werden kann. So entspricht ‚Denken‘ weitgehend dem Element Luft, ‚Fühlen‘ dem Wasser, ‚Empfinden‘ der Erde und ‚Intuieren‘ dem Feuer.
  • Persona: hier gibt es Entsprechungen zum Aszendenten (AC). Dieser ist wie eine ‚Maske‘, die der Welt gezeigt wird – das zumeist unbewusste und reflexhafte Verhalten in jeder neuen Situation oder Begegnung. Im Laufe des Reifungsprozesses ist auch hier eine Weiterentwicklung zu einem immer mehr bewussten und absichtsvollen Verhalten entsprechend der Grundanlage gefordert. Eine weitere Differenzierung ist über die zweite Hauptachse, das Medium coeli (MC), möglich – diese Inhalte zeigen mehr den Aspekt der Rolle bzw. Funktion in der Gesellschaft und alle Verhaltensweisen, die damit zusammenhängen. Für die Bestimmung dieser Achsen ist die exakte Geburtszeit unerlässlich.
  • Projektion: „Unter Projektion wird meist ein Abwehrmechanismus verstanden, bei dem persönliche psychische Aspekte in Personen, Gruppen, Dinge, Situationen hinaus verlagert und hineingesehen werden.“11 Im Horoskop lassen sich mögliche und wahrscheinliche Projektionsthemen u.a. über Themen des 7. Hauses (DC) erfassen. Mit widersprüchlichen Anlagen und Spannungsaspekten landet in der Regel zunächst der Teil in der Projektion, der am schwierigsten zu entwickeln ist.

Interessant wären in diesem Zusammenhang beispielsweise auch das Konzept von Bios/Eros und Logos/Heros in Bezug zu den Prinzipien Yin und Yang sowie die Animus/Anima- Symbolik.

4. Die astrologische Sitzung

Zwei Punkte sind meines Erachtens besonders erwähnenswert: Zum einen können auch bei einer einmaligen oder ersten Begegnung Übertragungs- und Gegenübertragungsvorgänge eine Rolle spielen. Hier lohnt sich das differenzierte Bewusstmachen durch den Vergleich des eigenen Horoskops mit dem des Klienten.12 Selbstverständlich kommt diesem Phänomen nicht die tragende Funktion zu wie im therapeutischen Prozess, kann aber dennoch den Auslöser für Erkenntnisse darstellen – immer vorausgesetzt, der/die beratende Astrologe/in ist mit dem Thema vertraut und gleichzeitig sicher genug in der Eigenwahrnehmung und Abgrenzung.

Zum anderen entsteht im Gespräch idealerweise ein ‚Schwingungsfeld‘ zwischen den Personen, ein Raum der Resonanz, in dem von Beraterseite mit besonderer Achtsamkeit auf die Bedürfnisse und Anliegen des Klienten eingegangen und ebenso durch das Wahrnehmen von Widerständen respektvolle Distanz gehalten werden kann.

Was die astrologische Arbeit der psychologischen voraushat, ist die Möglichkeit, Zeit in ihrer ‚Qualität‘ zu beschreiben. D.h. ich kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt benennen, welche Themen bei einem Menschen aktiviert sind (nicht was er konkret erlebt!) und dadurch den stattfindenden Herausforderungen oder Prozessen einen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen geben. Wenn ich das mit der Absicht tue, fassbar zu machen welche Energien aktuell sind, welche Entwicklungs– und Lernschritte damit verbunden sind und verschiedene Varianten des Umgangs aufzeige, kann ich das, was abläuft, in eine konstruktive Form bringen. Was in der heutigen astrologischen Beratung keinen Platz mehr haben sollte, ist eine deterministische Haltung, in der ich mich und andere zum Sklaven der Astrologie mache.

Konkrete Beispiele aus dem beruflichen Alltag:

  • Präzision: die Möglichkeit, erstaunlich treffende Aussagen zu machen, beschreibt Fritz Riemann überrascht nach vertieftem Studium der Astrologie.13 Das ist etwas, was die Klienten, die speziell in meine Praxis meist ohne einschlägige Vorkenntnisse oder Vorerfahrungen auf Empfehlung von Ärzten und Therapeuten kommen, auch so benennen. Beispielsweise ein Mann, der bei der Anmeldung den Beruf ‚Polizist‘ angegeben hatte. Ich stellte bei der Vorarbeit schnell fest, dass hier kein ‚klassischer Polizist‘ in der Veranlagung zu erkennen war. Darauf angesprochen lachte er und sagte, tatsächlich betreue er den Fuhrpark der Polizei und sei für Service und Wartung zuständig. Polizeiarbeit im ursprünglichen Sinne sei wirklich nichts für ihn.
  • Resonanz: in einem Gespräch mit einer Klientin (54 J., Konrektorin) tauchte in mir das Bild eines fahrenden ICE auf. Ich benutzte dieses Bild um zu veranschaulichen, was ich ihr zu ihrer Situation mitteilen wollte. Sie sah mich überrascht an: „Genau dieses Traumbild hatte ich vorletzte Nacht!“ So konnten wir mit dieser Symbolik aus verschiedenen Perspektiven arbeiten.
  • Projektion: wertvoll und hilfreich wird das Instrument der astrologischen Analyse z.B. im Umgang mit einer jungen Mutter (34 J., Verwaltungsstudium), die massive Probleme mit der Willenskraft ihres knapp 3- jährigen Kindes hat und erlebt, wie sie selbst übermässig und unkontrolliert aggressiv auf das Kind reagiert. Ich kann ihr einerseits aufzeigen, dass sie selbst diesbezüglich Wesensanteile hat, die sie bisher erfolgreich unterdrückt und ausschließlich den angepassten, hilfsbereiten Teil ihrer Persönlichkeit zum Ausdruck gebracht hat. Und ich kann über die Ergänzung mit dem Horoskop ihres Kindes zeigen, dass gerade dieses Kind das Thema bei ihr aktiviert und zudem beide diesbezüglich aktuelle Auslösungen haben, was die erlebte Bedrängnis momentan verschärft.

An diesem Beispiel möchte ich erläutern, wie mit dem Thema weitergearbeitet werden kann: Grundsätzlich wichtig ist zunächst die Erkenntnis, dass nicht das Kind ein Problem hat oder ist, sondern eine Lösung der Konfliktsituation in der Arbeit dieser Mutter an und mit sich selbst liegt. Im weiteren Vorgehen können gemäß der Anlagen Möglichkeiten gesucht werden, um der Willens- bzw. Aggressionskraft in der eigenen Psyche näherzukommen – so z.B. über körperliche Aktivität, die zunächst einmal als Ventil dienen kann. Hier zeigt sich oft, dass zumindest eine der vorgeschlagenen Sportarten früher einmal interessant war oder sogar ausgeübt wurde. Unterstützend kann auch sein, die vorhandene Grundanlage genau zu definieren – es ist hilfreich zu wissen, auf welche Art und Weise die persönliche Durchsetzung funktioniert oder funktionieren kann, wenn sie entwickelt werden soll. Eigene Kindheitserfahrungen, Familienmuster etc. spielen darüber hinaus eine Rolle und eine tiefergehende therapeutische Begleitung ist in diesem Fall sicher anzuraten.

Alle Übergänge labilisieren die Seele – und bieten zugleich die Chance, mit sich selbst in tieferen Kontakt zu treten. Nicht immer muss es krisenhaftes Erleben sein, das Entwicklung anstößt. Die Auseinandersetzung mit der Symbolik des eigenen Naturells in einer astrologischen Sitzung, in der nicht ‚gedeutet‘ wird, sondern in einem gemeinsamen Prozess und in tiefem Respekt vor dem jeweils individuellen Weg versucht wird, die Be-Deutung herauszufinden, kann Energie freisetzen und eine Neuorientierung einleiten.

„Man kann nichts verwandeln, wenn man es nicht annimmt.“ 14 – so Jung. Annehmen setzt Erkennen und Wahrnehmen – Bewusstwerden – voraus. Und genau hier kann die professionelle Astrologie einen wertvollen Beitrag leisten.

Alles hat seine Zeit…1

in diesem Sinne möchte ich mit den Worten einer 50-jährigen Sonderschullehrerin schließen, die in gewisser Weise das Ideal einer Begegnung mit dem eigenen Geburtsbild zum Ausdruck bringt: „[…]die erste Sitzung, sie war für mich eine echte Begegnung in dem Sinne, dass es ein Vorher und ein Nachher gab. Als hätten Sie Wasser in einen ausgetrockneten Garten gegossen, ist jetzt ganz viel in mir aufgeblüht. Im Moment bin ich immer noch mit der Verarbeitung dessen, was Sie mir gesagt und ans Herz gelegt haben beschäftigt. Aber ich komme bestimmt bald wieder mit vielen Fragen auf Sie zu.[…]“

Literaturangaben:

  1. Prediger 3, 1-8
  2. Jung 1975, S.141
  3. vgl. Müller, Anette, Wörterbuch der Analytischen Psychologie, 2003 Patmos Verlag, S.192
  4. vgl. SFER, Schule für Erwachsene, http://www.sfer.ch/ , 29.7.2008, 17:34 Uhr
  5. Hark, Helmut, Wörterbuch der Analytischen Psychologie, S.393
  6. vgl. Bachmann, Verena, Mondknoten, 2008 Hugendubel Verlag, S.23 ff.
  7. Riedel, Ingrid, Die Welt von innen sehen, 2005 Patmos Verlag, S.158
  8. ebd., S.104
  9. Jung ‚Briefe‘ Bd.2
  10. Riedel, Welt von innen , S.104
  11. Banholzer,Bernd, Wörterbuch der Analytischen Psychologie, S.328
  12. vgl.Riemann, Fritz, Lebenshilfe Astrologie, 15.Aufl.1996, Verlag J.Peiffer, München, S.53
  13. ebd., S. 12
  14. Jung GW, Supplementband Kinderträume, S.245